Nahostkonflikt: Westliche Dekolonialisten als nützlichen Idioten der Islamisten
Im aktuellen Nahostkrieg geht es, so sehen es vor allem Linke und Islamisten, nicht nur um einen territorialen Konflikt, sondern um den Befreiungskampf von Unterdrückten gegen ihre weißen Unterdrücker. In Israel wird dieser Kampf besonders brutal geführt, doch er findet überall im Westens statt: in den französischen Banlieues, bei Black-Lives-Matter-Protesten, auf den Straßen Berlins, in den Universitäten und Mainstreammedien.
„Einen Europäer erschlagen heißt zwei Fliegen auf einmal treffen, nämlich gleichzeitig einen Unterdrücker und einen Unterdrückten aus der Welt zu schaffen. Was übrig bleibt, ist ein toter Mensch und ein freier Mensch. […] Wenn der letzte Kolonialherr getötet, davongejagt oder assimiliert ist, wird die Art der Minderheit verschwinden und der sozialistischen Brüderlichkeit Platz machen.“ Sie, lieber Leser, und der Autor dieser Zeilen gehören zu diesen „letzten Kolonialherren“, die massenhaft ins Land gelassenen Migranten sind die Unterdrückten, die befreit werden müssen. Die hier zitierten Sätze hat der französische Linksintellektuelle Jean Paul Sartre (1905-1980) verfasst. Sie finden sich im Vorwort zum 1961 erschienenen Buch „Die Verdammten dieser Erde“ von Frantz Fanon (1925-1961), einem der wichtigsten Vordenker des sogenannten Postkolonialismus. Fanon, ein Schwarzer, der auf der Karibikinsel Martinique geboren wurde, hat die Welt in Unterdrücker und Unterdrückte zweigeteilt. Grautöne gibt es in seinem im wahrsten Sinne des Wortes schwarz-weißen Weltbild nicht, nur Gut und Böse, Freund und Feind. Die Zuordnung und Rollen sind unverrückbar: Unterdrücker sind die Weißen, die Unterdrückten die Farbigen oder, wie man sie neumodisch nennt, People of Color.
Die linken Vordenker Sartre und Fanon wollten die Welt von den Unterdückern befreien, mit Gewalt, durch Vernichtung: „Die Dekolonisation ist immer ein Phänomen der Gewalt, […] ein Programm absoluter Umwälzung, […] eine Schöpfung neuer Menschen […]. Die nackte Dekolonisation läßt durch alle Poren glühende Kugeln und blutige Messer ahnen. Denn wenn die letzten die ersten sein sollen, so kann das nur als Folge eines entscheidenden und tödlichen Zusammenstoßes der beiden Protagonisten geschehen“, schreibt Fanon in seinem Buch, das die linke 68er-Bewegung massiv beeinflusst hat.
Fanon ist einer der bedeutendsten Vertreter des sogenannten Postkolonialismus, dem akademischen und ideologischen Überbau des immer mehr um sich greifenden Hasses auf den Westen, sprich: die Weißen, die im neomarxistischen Postkolonialismus dieselbe Funktion wie die Kapitalisten bei Karl Marx haben. Die postkoloniale Ideologie ist das Fundament, auf dem Wokeness, politische Korrektheit, Black-Lives-Matter-Bewegung, Intersektionalität und Critical Race Theory aufbauen.
Diese Lehren und Theorien können unter dem Begriff Kulturmarxismus subsumiert werden, der wiederum auf den italienischen Kommunisten Antonio Gramsci (1891-1961) zurückgeht. Dieser hatte die Klassenlehre von Karl Marx auf alle Bereiche der Gesellschaft ausgedehnt. Es reicht nicht, wie bei Marx, die Produktionsverhältnisse zu ändern, die gesamte Gesellschaft muss verändert, die kulturelle Hegemonie errungen werden. Etablieren konnte sich der Kulturmarxismus mit der sogenannten Kritischen Theorie der Frankfurter Schule im akademischen Milieu in den 1960er Jahren. Von dort aus starteten die Linken ihren Marsch durch die Institutionen. Mittlerweile sitzen sie an allen wichtigen Schalthebeln der Macht in Staat und Gesellschaft.
Durch die damit einhergehende Multikulturalisierung des Westens gewann auch der Postkolonialismus in den USA und Europa immer mehr an Bedeutung, konnte sich in den Universitäten etablieren und strahlt von dort auf die gesamte Gesellschaft aus. Es sind primär „People of Color“ mit einem einfach zu habenden geisteswissenschaftlichen Abschluss, idealerweise in „postcolonial studies“, und weiße Linksextremisten, die diesen „wissenschaftlichen“ Ansatz, sprich: diese neomarxistische Ideologie vertreten, in der nicht mehr der Kapitalist, sondern „der Weiße“ der Täter und nicht mehr der Proletarier, sondern der Farbige der Ausgebeutete und Unterdrückte ist.
Ohne die Weißen würde überall auf der Welt Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit herrschen, so wie die Palästinenser laut Hamas und westlichen Postkolonialisten nur ohne Juden glücklich werden können. Die Mächtigen, die Unterdrücker sind in der simplen postkolonialen Weltsicht die Bewohner des globalen Westens. Dazu zählen auch die Israelis. „Grob gesagt: Die Welt wird in weiße und nicht-weiße Menschen aufgeteilt, Juden gehören dann automatisch zu den Weißen, und ihr Staat wird grundlegend abgelehnt“, so der Meron Mendel, Leiters der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main.
Das ist der Grund, warum so viele Linke in Deutschland mit der Hamas sympathisieren. Das neue Logo der linken Postkolonialisten ist ein Hamas-Terrorist mit Paragleiter. Der Gleitschirm soll die Opferrolle symbolisieren – Paraglider vs. israelische High-Tech-Waffen – und der daran hängende Terrorist verherrlicht das Massaker, dem über 1000 israelische Zivilisten zum Opfer gefallen sind.
Die somalisch-amerikanische Autorin Najma Sharif postete nach diesem Massaker: „Was dachtet ihr denn, was Dekolonisation bedeutet?“ Eine Abgeordnete des schottischen Parlamentes teilte einen Post, der erklärte: „Lasst euch nicht von den westlichen Medien erzählen, dass [die Taten der Hamas] Terrorismus sind. Das ist Dekolonialisierung“. Eine Professorin der London School of Economics beklagte, dass „Akademiker gerne durch Diskurs dekolonialisieren [wollen]. Es ist Zeit zu verstehen, dass Dekolonialisierung keine Metapher ist. Dekolonisation bedeutet Widerstand der Unterdrückten, und das bedeutet bewaffneten Kampf“.
Die Hamas-Terroristen sind aus der Sicht linker Postkolonialisten Helden, die die Welt von den israelischen Kolonialherren befreien. Wer als Europäer oder Amerikaner mitjubelt, hat nicht begriffen, dass er selbst als Kolonialherr gilt, egal wie sehr er sich den „Unterdrückten“, den People of Color, anbiedert. Dass Dekolonialismus keine Metapher, sondern eine Kampfansage ist, ist die zentrale Aussage dieser Bewegung. Die weißen Postkolonialisten sind die nützlichen Idioten, die in Universitäten, Institutionen, Medien und Staat den Boden für diesen Kampf bereiten.
Der Krieg gegen die Kolonialherren kann gar nicht grausam genug geführt werden. Was Dekolonialismus in der Praxis bedeutet, führt dem Westen nicht nur die Hamas im Süden Israels vor, sondern in diesem Jahr auch die schwarze Afro- und Queer-Aktivistin Rebecca Chaillon auf einer Theaterbühne im französischen Avignon. Im Rahmen einer Performance, in der es dezidiert um „Dekolonisation“ ging, pfählte sie weiße Babys (Puppen).
Die schwarze „Künstlerin“ hat dem weißen Theaterpublikum, also ihren Feinden, gezeigt, was ihnen bevorsteht. Was man Extremisten in der Regel nicht vorwerfen kann, ist, dass sie ihre Absichten und Ziele nicht offenlegen würden. Was in Europa derzeit noch unter dem Deckmantel der Kunst daherkommt, wird in Israel längst praktiziert, geköpfte Kinder inklusive. Die weißen vulgo israelischen Unterdrücker erhielten, so sehen es Islamisten und Linke in Europa, ihre gerechte Strafe. Das Abo auf ihren Opfertataus gehört wie der Antikapitalismus zu den vielen Gemeinsamkeiten von Neomarxisten und Islamisten.
Wie schnell aus akademischem Geschwurbel und Kunst blutiger Ernst werden kann, scheinen viele Linke in Europa nicht begriffen zu haben. Was in Israel passiert, kommt dank der Massenzuwanderung aus dem islamischen Raum und der kulturellen Hegemonie der linken Postkolonialisten, in Riesenschritten auch auf Deutschland zu bzw. ist hier längst angekommen, wie die islamistischen Hass-Demos in vielen deutschen Städten zeigen.
Was Sartre und Fanon Anfang der 1960er Jahre postuliert haben, findet sich auch in der Charta der Hamas: „Die (letzte) Stunde (der Tag des Jüngsten Gerichts) wird nicht kommen, bevor die Muslime die Juden bekämpfen. Und die Muslime werden sie töten, bis sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken. Doch die Bäume und Steine werden sprechen: ‚Oh Muslim, oh Diener Allahs, hier ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt. Komm und töte ihn.‘“
Die Palästinenser holen sich zurück, was ihnen in dieser Form nie gehört hat. So wie auch die vom postkolonialen Denken geprägte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Nigeria Benin-Bronzen zurückgegeben hat, um sich für eine koloniale Vergangenheit zu entschuldigen, die Deutschland in Nigeria nie hatte.
Es geht beim Post- oder De-Kolonialismus eben nicht um Schuld, Gerechtigkeit oder Emanzipation, es geht, wie bei allen linken Ideologien, darum, sich die Errungenschaften und Leistungen, die andere vollbracht haben, ohne adäquate Gegenleistung anzueignen, sei es durch Enteignung, Steuern, Krieg, Umverteilung etc. Post- und De-Kolonialismus ist eine rassistische Ideologie (wie auch der Name Critical Race Theory bestätigt), getragen vom Hass auf die Weißen. Der Weiße ist, so wie einst der Kapitalist, für alles Übel auf der Welt verantwortlich. Auf sein Konto gehen gemäß dieser simplen Weltsicht: Imperialismus, Faschismus, Kolonialismus, Kapitalismus, Klimawandel, Sklaverei, Kreuzzüge etc.
Eine weitere Funktion des Postkolonialismus ist die Kompensierung von Minderwertigkeitsgefühlen, zumal sich die kulturellen, wissenschaftlichen und technologischen Leistungen vieler „farbiger“ Gesellschaften im Vergleich zu jenen des Westen eher bescheiden ausnehmen. Schuld daran sind allein die Unterdrücker. Afrika ist nur arm, weil der Westen reich ist, so die postkoloniale Milchmädchenrechnung. Die Linke macht das Scheitern des Einzelnen stets an den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und niemals an seinem Unvermögen fest. Dem Dekolonialismsus liegt dieselbe Formel zugrunde. Das erklärt auch das Paradoxon, warum so viele linke Europäer, die vom westlichen Schuldkult und kulturellem Selbsthass geprägt sind, postkoloniale Ideen und Haltungen vertreten, ja, sie zum Teil erst in die Welt gesetzt haben. Auch Massenzuwanderung, Energiewende und Genderismus sind, so wie der Postkolonialismus, in hohem Maße selbstschädigend.
Jene, die bei Black-Lives-Matter-Demos mitmarschieren, die 2015 die Migrantenmassen willkommen geheißen haben, die sich gegen den Klimawandel auf die Straße kleben, sind dieselben, die den Hamas-Terror bejubeln. All diese Haltungen haben dieselben ideologischen Wurzeln. Was die westlichen Salonlinken nicht wirklich realisiert haben, ist die Bedeutung oder besser Konsequenz der Parole: Dekolonialismus ist keine Metapher. Dekolonialismus ist, wie auch der Nahostkonflikt zeigt, eine mörderische Ideologie, mit einem klar definierten Feindbild und Ziel. Wenn also Linke dieser Tage den Terror der Hamas bejubeln, feiern sie ihren eigenen bevorstehenden Untergang. Einige davon sind sich dessen auch bewusst. Etwa Claudia Roth, die gerne auf Demos mitmarschiert, wo man Parolen wie „Deutschland verrecke“ skandiert.
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