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Woker Kapitalismus – Der Kniefall der Konzernchefs

In vorauseilendem Gehorsam versuchen viele Großkonzerne, sich ein wokes Image zu verpassen. Kniefälle vor der Black Live Matter-Bewegung, noch mehr Frauen und Vertreter von Minderheiten in den Vorständen und woke Gehirnwäsche fürs Personal – das sichert dem Kapitalismus die Zukunft. So einfach denken offenbar viele Marketing- und PR-Berater. Gestandene mittelständische Unternehmer indessen zeigen sich resilienter gegen den linken, moralisierenden und anmaßenden Zeitgeist. Für sie ist der Kunde König – und nicht der Wokeness-Aktivist.

Die Bürger der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz gelten gemeinhin als gesellig, humorvoll und tolerant. Man spürt den Einfluss des nicht mehr allzu weit entfernten Frankreichs, das auch die Geschichte der Stadt am Rhein lange Zeit mitprägte. Einmal im Jahr feiert man ausgelassen Fastnacht („Fassenacht“, wie man dort sagt), sofern Corona keinen Strich durch die närrische Rechnung macht. Manche ehemaligen Fastnachtsgrößen genießen bis heute Kultstatus. Zum Beispiel Ernst Neger, der „singende Dachdeckermeister“. Heute führt sein Enkel den Betrieb, und auch er ist der Fassenacht eng verbunden. Geblieben ist ferner das alte Firmenlogo, das Bezug nimmt auf den Namen des Betriebsgründers. Es zeigt einen stilisierten Menschen mit Ohrring und Hammer. Klarer Fall, es handelt sich um einen Schwarzafrikaner als Dachdecker – eben den Dachdecker namens Neger. Nun leben in Mainz allerdings nicht nur fröhlich-tolerante Weingenießer, die über das erwähnte Firmenlogo allenfalls schmunzeln, sondern es gibt in der Universitätsstadt eine breite rot-grüne Mehrheit mit woker Gesinnung.

Und so kam es vor einigen Jahren zu einem närrischen Auftritt der besonderen Art: Woke Demonstranten protestierten vor dem Rathaus und forderten, der traditionsreiche Handwerksbetrieb müsse sein rassistisches Logo sofort ändern. Es ist bis heute geblieben. Einen ähnlichen Fall gab es vor einiger Zeit in Dornbirn (Vorarlberg). Im Mittelpunkt einer regelrechten Hass- und Hetzkampagne stand die dortige Mohrenbrauerei. Sie trägt diesen Namen, weil sie im Jahr 1763 von Johann Mohr gegründet wurde, der für seine Gaststätte sein eigenes Bier brauen wollte. Das Logo dieser mittlerweile größten Vorarlberger Brauerei zeigt die Silhouette eines Mannes mit wulstigen Lippen und krausem Haar. Das Logo wurde nach Unternehmensangaben im Jahr 1834 aus dem Familienwappen des Brauereigründers Josef Mohr übernommen. Das freilich sahen einige woke und angeblich antirassistische Gutmenschen ganz anders. Emotional aufgepeitscht durch den Fall des bei einem Polizeieinsatz in den USA ums Leben gekommenen George Floyd starteten sie eine Hexenjagd gegen den vermeintlichen Rassismus der Vorarlberger Brauerei. Mitarbeiter des Unternehmens wurden in Shitstorms als „Dreckspack“ und – wie könnte es anders sein – als „Nazis“ beschimpft. Das Unternehmen reagierte relativ gelassen und hat das Logo nur geringfügig modifiziert.

Wenn Moralpolizisten albern werden

Manche Ausfälle der woken Tugendwächter erscheinen nicht nur ideologisch verbohrt, sondern auch in hohem Grade albern. Zu dieser Kategorie darf man wohl eine Schnapsidee der deutschen Drogeriekette Rossmann zählen. Zum Weltfrauentag des Jahres 2018 firmierte das Unternehmen eine Woche lang als „Rossfrau“, verbunden mit der Aufforderung an die Kundinnen, endlich „die Frau rauszulassen“. Was verbergen Frauen, was sie sich nicht rauszulassen trauen, wenn sie dazu nicht ausdrücklich von Marketingstrategen ermuntert werden? „Rossfrau“ weiß es: „Als kleines Mädchen hat jede Frau davon geträumt und auch heute begleitet sie uns noch: die Prinzessin in uns“. Aha, die „Rossfrau“ mit dem markencharakteristischen Einhorn sehnt sich heimlich danach, Prinzessin zu sein. Wie gesagt: Die Grenze von Wokeness zur Albernheit ist bisweilen eine fließende. Ob sich „alte weiße Männer“ wünschen, sie wären Prinzen an der Seite von Powerfrauen, wissen wir nicht. Was wir aber wissen, ist, dass wir in Drogeriemärkten noch nie einem Produkt mit dem Namen „Klostermann Melissengeist“ begegnet sind. Was für eine unglaubliche Diskriminierung von uns „alten weißen Männern“!

Während sich mittelständische Unternehmen von woken Shitstorms nur mäßig beeindrucken lassen – wie die Beispiele des Handwerksbetriebs Ernst Neger und der Mohrenbrauerei zeigen – reagieren vor allem Großunternehmen meist schon in vorauseilendem Gehorsam. BlackRock, der wohl mächtigste Finanzkonzern der Welt, gelobt etwa, seinen Einfluss dafür einzusetzen, um „rassische soziale Gerechtigkeit“ und „woken Lobbyismus“ in Politik und Legislative zu unterstützen. Überdies will BlackRock fortan nur noch in Unternehmen investieren, die in puncto „racial equity“, „inclusion“ und „diversity“ überprüft worden sind. Dazu muss jedes Unternehmen Auskunft über die rassische und sexuelle Zusammensetzung der Belegschaft geben.

Kasperletheater bei Google & Co. 

Auch in anderen US-Großkonzernen wird Wokeness inzwischen großgeschrieben, so etwa bei Coca-Cola, PepsiCo, Lockheed Martin, Disney und Google. In vielen Fällen müssen die Mitarbeiter/innen spezielle Seminare durchlaufen, um zu lernen, was die Konzernleitung unter Wokeness in der Unternehmenskultur und -kommunikation versteht. Wer sich weigert, an derlei Kasperletheater teilzunehmen, riskiert ein Ende seiner Karriere und vielleicht sogar den Arbeitsplatzverlust. Selbst Top-Manager müssen um ihre Jobs fürchten, wenn sie sich nicht der woken Gesinnungsdiktatur beugen, wie das Beispiel der einstigen Personalchefin von Adidas, Karen Parkin, eindrucksvoll belegt. Als die Britin im Jahr 2017 zum Personalvorstand der Adidas AG aufstieg, wurde dies von den Mainstreammedien noch gefeiert: Endlich wieder eine Frau im Vorstand eines DAX-Konzerns, eine Vorständin. Doch dann sagte Frau Parkin in einer internen Veranstaltung des Unternehmens, Adidas habe kein Rassismusproblem. Sie bezeichnete Rassismus als Lärm, über den nur in den USA diskutiert werde. Und genau hier irrte die Vorständin, denn die hysterische und von linksextremen Aktivisten gesteuerte Black Lives Matter-Bewegung hatte längst dafür gesorgt, dass der angebliche Rassismus auch auf anderen Kontinenten ein Thema war.

Und selbstverständlich hat sich der karrierebewusste Angestellte auch der Gendersprache zu unterwerfen, das wurde Ende Juli in Deutschland von einem Richter bestätigt. Ein Mitarbeiter des Automobilherstellers Audi hatte gegen den irrwitzigen Gender-Leitfaden des Konzerns geklagt und dafür beispielhaft Formulierungen wie diese ins Feld geführt: „Der_die BSM-Expert_in ist qualifizierte_r Fachexpert_in“. Die bisherigen „Audianer“ sind in den Audi-Dokumenten zu Audianer_innen geworden. Das Landgericht Ingolstadt wies die Klage ab. „Weiße Männer“, so lässt sich diese Entscheidung deuten, haben Gender-Sklaven zu sein und müssen auch die Verhunzung der deutschen Sprache klaglos akzeptieren. Und der Kunde zahlt für diesen durchgeknallten Quatsch bereitwillig, denn die horrenden Gehälter und Honorare der Genderbeauftragt_innen und Wokeness-Wächer_innen sind längst eingepreist.

Früher galt die Devise: Der Kunde ist König. Seine Erwartungen und Bedürfnisse standen im Mittelpunkt unternehmerischen Handelns. Heute scheint Wokeness höchste Priorität zu genießen. Nicht, um den Konsumenten zu gefallen, sondern um den politischen und medialen Mainstream zu bedienen und den linken Weltverbesserern und Gutmenschen nach dem Mund zu reden. Da kann es dann nicht wundern, dass sich sogar Spielwarenhersteller servil den Forderungen von Genderforschern und Feministinnen beugen, die allen Ernstes behaupten, unterschiedliche Spielzeuge prägten die Entwicklung der Kinder.

Lukrative Jobmaschine

Unglaublich, aber wahr: Nach Angaben der Charta der Vielfalt e.V. haben rund 4000 Unternehmen und Institutionen mit insgesamt 14 Millionen Beschäftigten eine Selbstverpflichtung zur Förderung von „Diversity“ unterschrieben. „Diversity“ – also Vielfalt – gehört auch zu den zentralen Inhalten der Wokeness. Die erwähnte Charta ist eine 2006 veröffentlichte Selbstverpflichtung und ein Verein, der sich für ein sogenanntes vorurteilsfreies Arbeitsumfeld einsetzt – was immer man darunter auch verstehen mag. Wokeness erweist sich unter diesem Aspekt nicht zuletzt als lukrative Jobmaschine für Geisteswissenschaftler auf der Suche nach arbeitsökonomischen Alternativkarrieren. Vorausgesetzt, man spielt virtuos auf der Klaviatur der „soft-totalitären Neo-Jakobiner“, wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt.

Warum aber reagieren die Manager von Großunternehmen so willfährig auf die Ideologie und die Forderungen von Black Live Matter und anderen radikalen Moralaposteln? Ist es die Angst vor eventuellen Shitstorms? Will man linke Champagnersozialisten umschmeicheln und/oder bei den Medien lieb Kind machen? Oder mit einem prophylaktischen „mea culpa“ einer möglichen Bestrafung in Form von Boykottaufrufen und Medienkampagnen seitens des moralisierenden linken Meinungskartells entgehen? Vermutlich von allem etwas. Interessant ist in diesem Zusammenhang, was der junge US-amerikanische Unternehmer und Bestsellerautor Vivek Ramaswamy in seinem Buch Woke, Inc., , schreibt. Der woke Industriekomplex spalte die Völker, indem er Moral mit Konsumdenken vermische. Woke Aktionisten und ihre Handlanger in den Konzernen „verkaufen uns billige soziale Ursache und oberflächliche Identitäten, um … unsere Suche nach Sinn zu stillen“, schreibt Ramaswamy.

Ruhe im antikapitalistischen Karton?

Der nicht nur, aber vor allem in den USA grassierende neue Wokeness-Kapitalismus ist nach Ansicht des Unternehmers nicht zuletzt eine Folge der „Occupy Wallstreet Bewegung“, die den Eliten mächtig Angst gemacht habe. Und zwar spätestens dann, als es nicht nur um fragwürdige Finanzmanipulationen ging, sondern um die Macht der „alten weißen Männer“. Das Kalkül: Wir machen die Konzerne einfach jünger, weiblicher und diverser. Wir machen Kniefälle vor der Black Lives Matter-Bewegung, machen mit linksgestrickten Künstlern, Politikern und NGOs gemeinsame Sache und bringen Bio- und Vegan-Produkte auf den Markt. Und schon ist wieder Ruhe im antikapitalistischen Karton. Doch diese Rechnung wird nicht aufgehen. Vielmehr sehen sich die Wokeness-Aktivisten nun erst recht zum Kampf gegen den Kapitalismus und seine „alten weißen Männer“ animiert. „Alte weiße Frauen“ scheinen derweil in der Welt der Wokeness-Jünger offenbar gar nicht vorzukommen. Komisch, man müsste doch nur einmal an die Spitze der EZB schauen.

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