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Wie linke Sofa-Militaristen unsere Sicherheit gefährden

Gestern  Love & Peace, heute Kriegstreiber. Über Nacht sind  viele 68er-Pazifisten und ihre Epigonen, die Grünen, zu Militaristen geworden. Doch die Folgen dieser jahrzehntelangen weit verbreiteten, naiven Geisteshaltung, können nicht über Nacht ungeschehen gemacht werden. Kriegstreiberei ohne einsatzfähiges Militär ist hochriskant. Dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man einem mächtigen Gegner gegenübersteht.

Campino: Wenn posthedonistische Kriegsdienstverweigerer vom Soldatentum träumen

Campino, alternder Sänger der Punk-Band „Die Toten Hosen“, ist nicht nur ein großer Star in Deutschland, sondern auch so etwas wie ein linker Wetterhahn. Er zeigt mit seinen Wortmeldungen und seinem Engagement verlässlich die Richtung an, in die der linke Zeitgeist gerade weht. Vor wenigen Wochen sagte Campino, der sich offen zu den Grünen bekennt, in einem Interview, er habe seinerzeit den „Kriegsdienst“ verweigert, doch unter den jetzigen Umständen würde er das nicht mehr tun. Und weiter: „Wir können es uns nicht leisten, völlig wehrlos gegenüber Despoten zu sein (…) So einen Mann kann man nur stoppen, wenn er auch Respekt vor der Gegenseite hat. Das hat dann leider auch etwas mit Aufrüstung zu tun.“

Für diese Erkenntnis brauchte Campino rund 40 Jahre und einen Krieg vor der Haustür. Über Nacht – nämlich vom 23. auf den 24. Februar – vom Pazifisten zum Militaristen, der glaubt, man könne die nicht mehr vorhandene Wehrfähigkeit eines Landes per Knopfdruck und einer Investition von 100 Milliarden Euro einfach wieder herstellen. Wie langwierig und mühsam es ist, eine tragfähige militärische Infrastruktur, zu der auch gut ausgebildete und motivierte Soldaten gehören, aufzubauen, scheint dem spätbekehrten Militaristen nicht bewusst zu sein.

Diese Kehrtwende haben in Deutschland und Europa viele Politiker, Meinungsmacher und Bürger vollzogen. Aus Pazifisten wurden, ohne dass es darüber eine breite öffentliche Debatte gegeben hätte, Militaristen. Aus Nationen, die kaum noch über einsatzbereite Streitkräfte verfügen, wurden Kriegstreiber. So wie auch in der Corona-Pandemie zieht der linke Mainstream, der alle relevanten Parteien und Institutionen umfasst, an einem Strang. Es gibt erneut nur eine „alternativlose“ Strategie, diese Krise, diesen Krieg zu beenden, nur ein akzeptiertes Narrativ. Auf den Impf- und Lockdownfanatismus folgt nahtlos die alternativlose Kriegstreiberei. Diese bekommt auch Bundeskanzler Olaf Scholz zu spüren, der für seine Zurückhaltung in diesem Konflikt zum Teil heftig kritisiert wird.

Schließlich hat sich in Europa die Meinung weitgehend durchgesetzt, die Forderungen des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskis so schnell und vollständig als möglich zu erfüllen, selbst auf die Gefahr hin, damit einen Flächenbrand oder gar Atomkrieg auszulösen. Wie gefährlich die aktuelle Lage ist, zeigte sich vor wenigen Tagen. Nachdem bekannt wurde, dass die USA die Ukraine mit dem Langstrecken-Artilleriesystem HIMARS ausstattet, starteten die russischen Atomstreitkräfte nördlich von Moskau eine Übung. Trainiert wurde unter anderem der Einsatz von ballistischen Interkontinentalraketen. Doch die (möglichen) Kollateralschäden der westlichen Ukraine-Strategie scheinen die Verantwortlichen in Europa so wenig zu interessieren, wie die Kollateralschäden der Corona- oder Klimapolitik.

Die in Europa bestimmenden linken Kräfte dulden auch in dieser Frage keinen Diskurs, differenziertere Meinungen und Sichtweisen werden mit sozialer Ausgrenzung, medialer Hetze und öffentlicher Empörung bestraft. Selenski, den linke Mainstreammedien vor dem Krieg noch als schwer korrupt kritisierten, avancierte zum strahlenden Helden, zum Heiligen der politisch Korrekten und Putin zum absolut Bösen. In dieser eindimensionalen Weltsicht haben differenzierte Ansichten und abwägende Strategien keinen Platz mehr. Wer etwa auf die NATO-Osterweiterung als einen Kriegsgrund bzw. wichtigen Faktor in diesem Konflikt hinweist, wird beinahe hysterisch als „Putin-Versteher“ gebrandmarkt, ein Vorwurf, der auf einer Stufe mit Nazi und Corona-Leugner steht und maximale soziale Ächtung bedeutet. Dabei geht es in keiner Weise darum, den völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg zu relativieren oder gar gutzuheißen, sondern um eine differenzierte Analyse, auf deren Basis Strategien zur Beendigung dieses Krieges entwickelt werden können.

Doch angesichts der vor allem von Grünen und Mainstreammedien befeuerten Kriegslust, werden mahnende Stimmen kaum gehört. Das mussten auch 27 Prominente rund um die Feministin Alice Schwarzer erfahren, als sie in einem offenen Brief vor einer Ausweitung und Eskalation des Krieges gewarnt haben. Sie hatten Bundeskanzler Olaf Scholz aufgefordert, keine schweren Waffen an die Ukraine zu liefern. Darunter hochkarätige Namen wie Reinhard Mey, Gerhard Polt, Dieter Nuhr etc.

Alice Schwarzer: Linke Instant-Militaristen bezeichnen Ihre Haltung als „Sofa-Pazifismus“

In ihrem offenen Brief heißt es: „Die Lieferung großer Mengen schwerer Waffen allerdings könnte Deutschland selbst zur Kriegspartei machen. Und ein russischer Gegenschlag könnte so dann den Beistandsfall nach dem NATO-Vertrag und damit die unmittelbare Gefahr eines Weltkriegs auslösen.“ Diese Aussagen haben heftige Gegenreaktionen in Politik und Kultur hervorgerufen, vor allem bei den einstigen Vorzeigepazifisten, den Grünen, die bis vor kurzem genau so argumentiert hätten. Vermutlich reagieren sie deshalb so aggressiv auf die linken Nestbeschmutzer. Anton Hofreiter, ehemaliger Chef und nun Abgeordneter der Grünen, warf Schwarzer in einem TV-Duell vor: „Ihr Vorschlag ist: Wir liefern jetzt nichts mehr an die Ukraine, die Ukraine wird erobert, noch mehr Frauen werden vergewaltigt, noch mehr Zivilisten werden ermordet, noch mehr Leute landen im Gefängnis.“ Auch die Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann reagierte scharf: „Wo sollen ‚Kompromisse‘ sein, wenn Putin völkerrechtswidrig ein freies europäisches Land überfällt, Städte dem Erdboden gleichgemacht, Zivilisten ermordet werden und Vergewaltigung systematisch als Waffe gegen Frauen eingesetzt wird?“ Die „Vergewaltigung“ wird von Linken gerne als Metapher für den Ukraine-Krieg genutzt, um das gängige politisch korrekte Narrativ von der toxischen, weißen Männlichkeit und der patriarchalen Unterdrückung zu bedienen, wie generell von linken Akteuren versucht wird, diesen Krieg mit all ihren politischen Anliegen aufzuladen.

Putin ist dafür auch ohne Ukraine-Krieg eine ideale Projektionsfläche, weil er der linken Wokeness, den vielen Dekadenz- und Niedergangserscheinungen im Westen ablehnend gegenübersteht und dies auch offen formuliert. Deshalb sehen beide Seiten diesen Krieg nicht nur als einen Territorialkonflikt, sondern als eine Auseinandersetzung zweier Systemen, Globalisten gegen Antiglobalisten bzw. zwischen zwei konkurrierenden Wirtschaftsmodellen, zwischen materieller Produktion und immaterieller Dienstleistung. Auf der einen Seite Russland (Rohstoffe) und China (Produktion von Gütern), auf der anderen Seite der postindustrielle Westen, der sich vor allem auf (Finanz)Dienstleistungen, Medien, Kommunikation, Informationen etc. konzentriert und nun feststellen muss, dass die Grundlagen des Wohlstands noch immer verfügbare Rohstoffe, Energie und Realwirtschaft sind.

Umso schärfer wird dieser Konflikt geführt. In einem Gegenbrief zu Alice Schwarzer fordern systemtreue Künstler, die Waffenlieferung an Selenski zu intensivieren, damit die „Kriegsfähigkeit Russlands maximal geschwächt werde“. Das gehe nur durch die „kontinuierliche Lieferung von Waffen und Munition“ und die Ausweitung „ökonomischer Sanktionen auf den russischen Energiesektor“.

Beide Punkte haben, wie alle linken Großprojekte, von der Multikulturalisierung über den Genderismus bis zur Energiewende, ein extrem selbstschädigendes, destruktives Element. Die Lieferung schwerer Waffen in großer Zahl könnte zu dem führen, wovor Schwarzer warnt, dass Europa in diesen Krieg hineingezogen, von Russland als Kriegspartei gesehen wird. Das Öl- und noch viel mehr ein mögliches Gasembargo werden in Europa gewaltige Schäden und Verwerfungen verursachen.

Die Grünen und die Autoren des Gegenbriefes werfen Schwarzer und den anderen Unterzeichnern „Sofa-Pazifismus“ vor. Das ist offensichtlich eine Projektion der eigenen geistigen Verfasstheit auf den weltanschaulichen Kontrahenten. Denn der grüne Militarismus, der sich unter Europas Linken und Gutmenschen innerhalb weniger Wochen breitgemacht hat, ist genau das: Sofa-Militarismus. Selbstredend würden sich jene, die eine vernichtende Niederlage Russlands herbeisehnen, niemals selbst die Finger schmutzig machen. Wenn etwa der eingangs zitierte Campino darüber schwadroniert, dass er, wenn er denn nur ein paar Jahre jünger wäre, selbst in den Krieg gegen die Russen ziehen würde, sind das nur infantile Fantasien eines nie erwachsen gewordenen, gut behüteten Wohlstandskindes.

Diese Kriegstreiberei aus sicherem Abstand, die uneingeschränkte Unterstützung Selenskis und die Forderung nach einem harten militärischem Vorgehen gegen Russland sind ein recht typisches Verhalten für dieses Milieu. Es ist schließlich das Wesen eines linken Gutmenschen, nicht selbst Gutes zu tun, etwas zu riskieren oder auf sich zu nehmen, sondern es von anderen einzufordern. Auch die selbsternannten Klimaschützer um Greta Thunberg „retten“ das Klima vor allem durch Schulschwänzen und Forderungen an „die Gesellschaft“, „die Wirtschaft“ oder „die Politik“, endlich das CO2 zu reduzieren, so wie die Willkommensklatscher die Lasten der von ihnen befeuerten Massenzuwanderung stets anderen aufbürden.

Für die Umsetzung und Folgen linker Ideen und Strategien müssen stets andere geradestehen, das gilt auch für die aktuelle Kriegstreiberei. Die grünlinken Neo-Militaristen schicken nur andere in den Krieg, den sie vom Sofa aus befeuern. Zudem sind sich viele dieser linken Gesinnungsethiker der Tragweite und Folgen jener Politik, die sie unterstützen, nicht bewusst. Das gilt auch für die Energiewende, die Multikulturalisierung, planwirtschaftliche Bestrebungen etc.

Sowohl der neue politisch korrekte Militarismus als auch der Pazifismus, den er abgelöst hat, sind vor allem eines: verlogen. Doch der Pazifismus der 68er war seinerzeit aufgrund der geopolitischen Rahmenbedingungen weit weniger riskant, zumal Europa ohnehin durch das Spannungsfeld des Ost-West-Konfliktes geschützt war. Auf dieser für Westeuropa komfortablen Situation entstand die linke bis linksextreme Friedensbewegung, die für Abrüstung, Entmilitarisierung und mit Slogans wie „Frieden schaffen ohne Waffen“ marschiert ist. Davon wollen dieselben Leute nun nichts mehr hören, argumentieren, dass Frieden nur mit gut gerüsteten Armeen hergestellt bzw. gesichert werden könne.

Den Pazifismus, den die Linke jahrzehntelang wie eine Monstranz vor sich hergetragen hat, hat sie einfach entsorgt. Doch die Folgen dieser naiven Politik kann man nicht einfach ungeschehen machen: Europas Heere sind desolat, die Bereitschaft der Jugend, für ihr Land zu kämpfen, laut aktuellen Umfragen kaum noch vorhanden, der Selbstverteidigungswille ist breiten Teilen der Bevölkerung abhandengekommen. Pazifismus produziert Schafe. Dessen sollte man sich, wenn man eine mächtigen Gegner herausfordert, bewusst sein.

Europa ist kaum noch in der Lage, ein größere kriegerische Auseinandersetzung zu führen. Umso mehr befeuert man jene, die dazu noch willens und in der Lage sind und wirft sich in die Arme der NATO, sprich der USA. Der neue linke Militarismus folgt auf den Corona-Fanatismus. Dieser „Ukrainismus“ gehört mit all seinen ideologischen Ausprägungen in dieselbe Kategorie wie „Black Lives Matter“, LGBT-Gender-Wahn, Impfzwang und Klimapanik. Oder anders ausgedrückt: Putin, das COVID-Virus und CO2 müssen, weil sie nach linkem Narrativ die Existenz der Menschheit bedrohen, mit wirklich allen Mitteln bekämpft werden.

In einem Fall sind es Zwangsimpfungen mit Wirkstoffen, die noch in der Experimentalphase sind, im anderen ist es die Umstellung auf anachronistische Technik (Windräder), die niemals die notwendigen Kapazitäten wird erzeugen können, die Europa benötigt, im dritten Fall ist es die Strategie, die größte Atommacht auf diesem Planeten militärisch vernichtend schlagen zu wollen. Nichts davon ist vernünftig. In all diesen Fällen sind die Therapien hochriskant , nicht zielführend und  in Wahrheit nur ein Vorwand die eigene Gesellschaft  nach linken  Ideen umzuformen.

Trotzdem scheint sich bei immer mehr Linken die Haltung der USA durchzusetzen, die US-Verteidigungsminister Lloyd Austin so formuliert hat: „Wir wollen Russland in einem Maße geschwächt sehen, dass es dem Land unmöglich macht, zu tun, was es in der Ukraine mit der Invasion getan hat.“ Während der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz oder auch der französische Präsident Emanuel Macron auf der Bremse stehen, erweisen sich die Grünen einmal mehr als besonders radikal. So hat Außenministerin Annalena Baerbock klargestellt, dass es Frieden mit Russland nur geben könne, wenn Putin die Krim an die Ukraine abtreten würde. Eine Forderung, die Putin nicht akzeptieren kann. Baerbock unterstützt auch alle Waffenlieferungen an Selenski, selbst auf die Gefahr hin, einen Atomkrieg auszulösen. Kritikern entgegnete sie im Bundestag lapidar: „Deswegen können wir auch nichts komplett ausschließen.“

Der neue europäische Militarismus ohne einsatzfähiges Militär, ohne echte Drohkulisse ist genauso undurchdacht bzw. gezielt selbstschädigend wie einst der Pazifismus, die Corona-Strategie oder die Energiewende. Sie alle haben eines gemeinsam, sie instrumentalisieren Krisen für den linken Umbau der Gesellschaft. Insofern ist die Abkehr vom Pazifismus kein Paradigmenwechsel, sondern nur eine zeitgeistige Reaktion auf ein für die linke Politik nutzbares Ereignis, eine Haltung, die, sobald es geboten scheint, erneut gewechselt wird. Wie groß der Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungswillen Europas tatsächlich ist, wird es ohnehin bald unter Beweis stellen müssen. Nämlich dann, wenn sich aufgrund der schlechten Versorgungslage in Afrika und dem Islamgürtel die Migrantenströme in nie dagewesenen Dimensionen in Richtung Europa in Bewegung setzen. In diesem Fall ist Europa ganz auf sich alleine gestellt.

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