Die hysterische Gesellschaft: Wenn der letzte Vorhang fällt

Wir leben in einer hysterischen Gesellschaft. Weite Teile der Bevölkerung, insbesondere die Classe Politique und ihr Vorfeld, befinden sich in einem Zustand der hysterischen Dauererregung. Auf die realen Probleme und Krisen wird nur noch auf symbolischer Ebene reagiert, die politische Inszenierung überlagert alles.

Vorgetäuschte Emotionen haben in der politischen Auseinandersetzung die Argumente abgelöst, Hypermoral bestimmt die Debatten, Politik ist zu einer Show und die Demokratie zur Farce geworden. Je düsterer die Zukunftsaussichten, desto schriller und hysterischer die Inszenierung.  

Der folgende Text ist das Vorwort von Werner Reichel zum neuen, im Frank&Frei-Verlag erscheinenden  Buch Die hysterische Gesellschaft – Wenn der letzte Vorhang fällt

Der Begriff Hysterie ist seit hunderten Jahren in Gebrauch. Schon in alten Papyri und bei antiken Autoren wurden unter Hysterie extreme Gefühlsausbrüche beschrieben. Im Mittelalter galt Hysterie als Zeichen teuflischer Besessenheit und Sigmund Freud betrachtete sie als neurotische Störung. Immer wurde sie aber unmittelbar mit Weiblichkeit in Verbindung gebracht. Heutzutage wird das Adjektiv „hysterisch“ im allgemeinen Sprachgebrauch mit schrill, übertrieben, emotional, anstrengend, geltungssüchtig, oberflächlich, unangenehm etc. verknüpft/verbunden, aber nicht mehr exklusiv mit Frauen, sondern zunehmend auch mit Männern assoziiert. In der Fachsprache verwendet man deshalb den geschlechtsneutralen Begriff histrionisch. Zu Recht. Denn die Hysterie – der Herausgeber und die meisten Autoren dieses Buches verwenden die nach wie vor gebräuchliche alte Bezeichnung – hat sich zu einem Massenphänomen entwickelt. Wir leben in einer hysterischen Gesellschaft, wo hysterische Verhaltens- und Ausdrucksweisen, nicht nur Störungen einzelner Personen sind, sondern ein permanenter Zustand, in dem sich weite Teile der Gesellschaft, insbesondere die Classe Politique, also die Schicht der Meinungsführer und Sinnvermittler, befinden. Die Hysterie prägt die Politik, die öffentlichen Debatten, unser Zusammenleben und die mediale Berichterstattung, auch wenn etwa die Süddeutsche Zeitung mahnt: „Trump und Deutschland: Weniger Hysterie bitte“ oder der Focus schreibt: „Gegen die Hysterie der AfD-Debatte“. Doch solche vereinzelte Rufe verhallen in der allgemeinen hysterischen Dauererregung.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Inszenierung alles andere überlagert und prägt, in der Emotionen Argumente abgelöst haben, in der Politik zur Show geworden ist. Der Politiker ist vor allem Moderator und Kommentator des Niedergangs unserer Gesellschaft, den er selbst mit seiner gesinnungsethischen Symbolpolitik vorantreibt. Weshalb Fachwissen und Kompetenz für die modernen Politikkarrieren hinderlich sind. In einer hysterischen Gesellschaft schaffen es vor allem inferiore Politiker ohne Verantwortung vom Typus einer Annalena Baerbock, Nancy Faeser, eines Robert Habeck, Andreas Babler oder auch Friedrich Merz bis ganz nach oben. Sie sind Ausdruck, Symptome und Gallionsfiguren unserer hysterischen Gesellschaft. Sachpolitik und Fachwissen sind ihnen fremd, die Demokratie ist unter ihrer Führung zur Farce geworden. Große politische Weichenstellungen wie Massenzuwanderung, Energiewende und aktuell die massive militärische Aufrüstung werden ausnahmslos über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden. Der Job der Politiker beschränkt sich darauf, den vor vollendete Tatsachen gestellten Bürgern solche weitreichenden Entscheidungen mit Hilfe hysterischer Inszenierungen und apokalyptischer Szenarien –also das bevorstehende Massensterben durch Viren, Russen oder CO2 – als alternativlos und in ihrem Sinn zu verkaufen.

Auch die Reaktion und der Hass des hysterischen politmedialen Establishments auf US-Präsident Donald Trump hat jedes Maß an Vernunft verloren, ist schrill, dumm und völlig überzogen. Etwa, wenn das über Jahrzehnte auf Abrüstung, Pazifismus, Feminismus und Gewalt-ist-keine-Lösung getrimmte Europa ohne jeden Plan, aber mit vielen Fantasilliarden an Euros, die es nicht hat, über Nacht zur hochgerüsteten und waffenstarrenden neuen Militärmacht werden möchte. Wobei die neue Kriegsbegeisterung jederzeit und über Nacht wieder verworfen werden kann. Nämlich dann, wenn es auch für die ehemaligen Wehrdienstverweigerer, Bobos, Veganer und andere woke Existenzen ernst werden könnte. Denn Haltung, Mut, Überzeugung und Engagement beschränken sich auf die Inszenierung, gehen nie darüber hinaus, sind nur eine Pose.

Unsere Gesellschaft reagiert zunehmend hysterischer und irrationaler auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen, Krisen, ja, sogar auf Naturereignisse. Nach einem Tsunami in Japan, der unter anderem ein AKW beschädigt hat, hat die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel die deutsche Energiewende und nach dem Ausbruch des Krieges in Syrien die Öffnung der deutschen Grenzen ausgerufen. Beide Entscheidungen waren hysterische Überreaktionen, Symbolpolitik für die nach solchen politischen Ritualen und Signalen verlangenden Medien. Beide Entscheidungen haben enorme und irreversible Schäden in Deutschland verursacht – und tun es noch immer.

Auch auf das vergleichsweise harmlose COVID-Virus hat das politmediale Establishment völlig überzogen reagiert, hat die Bürger drangsaliert, ihre Rechte eingeschränkt und die Demokratie ausgesetzt. Die auf der gezielt erzeugten Corona-Hysterie basierenden Maßnahmen haben mehr Tote und Schäden verursacht als das Virus. Wo Vernunft, Kompetenz und umsichtiges Handeln gefragt wären, reagiert die herrschende Klasse mit Symbolpolitik, Anlassgesetzgebung, dem Aufbau von Sündenböcken, überzogenen Maßnahmen ohne rationale Grundlage und sie beruft sich bei alldem gebetsmühlenartig auf „die“ Wissenschaft, was ebenfalls fixer Bestandteil dieser hysterischen politischen Inszenierung ist. Man reagiert auf reale Entwicklungen und Krisen nur noch auf symbolischer Ebene – eine fatale Strategie, die wie ein Brandbeschleuniger wirkt.

Dabei gilt die Faustregel: Je bedrohlicher Ereignisse und Entwicklungen sind, desto hysterischer und irrationaler die politischen und medialen Reaktionen auf sie. Das gilt insbesondere für die islamistischen Massaker, die zunehmend und ohne jeden Widerstand in einen europäischen Bürgerkrieg übergehen. Nach jedem neuen blutigen Attentat halten Politik, Experten und Medien dieselben hohlen Rituale ab. Die Politik-Darsteller versuchen dabei mehr schlecht als recht Empörung, Anteilnahme und Trauer vorzutäuschen, ohne auch nur einen Gedanken an ernsthafte politische Maßnahmen zu verschwenden, die das Morden beenden oder eindämmen könnten. Wenn das politmediale Establishment nach solchen Massakern an einheimischen Kindern, Frauen und anderen Unschuldigen seine mittlerweile obligaten Paraden gegen rechts dekretiert und organisiert, marschiert der systemtreue Teil der Gesellschaft nicht gegen seine wahren Feinde, die Islamisten, und die Politik, die die Rahmenbedingungen für diesen aufkeimenden Bürgerkrieg geschaffen hat, sondern gegen jene, die diese suizidale Politik kritisieren, die die multikulturelle Scheinwelt als eine solche entlarven wollen. Je trister unsere Zukunftsaussichten, desto schriller, bunter und hysterischer gebärden sich Politik, Zivilgesellschaft und Medien, je mehr sich der (politische) Islam in unseren Breiten etabliert, desto lauter wird das „Nazi“-Gegacker im politisch korrekten Hühnerstall.

Statt Strategien gegen die selbst induzierten multiplen Krisen zu entwickeln, beschäftigen sich die Politik und mit ihr ein Großteil der Gesellschaft mit ihren eigenen Befindlichkeiten und mit Problemen, die kaum jemand hat. Themen und Anliegen, die nur Randgruppen und Mikrominderheiten betreffen, sind in der hysterischen Gesellschaft in das Zentrum der Politik, der medialen Berichterstattung und der öffentlichen Debatten gerückt. Ein Beispiel: Laut Statistik Austria sind mit Stand 1.1.2025 von den 9.198.214 Österreichern nach eigenem Bekunden 74 – in Worten: vierundsiebzig – weder männlich noch weiblich, unter der Rubrik „kein Eintrag“ finden sich in der offiziellen Statistik 146 Personen. Also 0,00024 Prozent der Menschen in Österreich sind bzw. fühlen sich offiziell weder als männlich oder weiblich. Trotzdem bzw. deswegen beschäftigen sich Politik, Medien, Experten, Zivilgesellschaft und ein Heer an Beamten geradezu manisch mit dem Thema Geschlechtervielfalt. Die 74 bzw. 220 Diversen sind in dieser bunt-woken Inszenierung aber nicht die Hauptdarsteller, sondern nur Statisten, nützliche Idioten. Politik erschöpft sich in hysterischen Inszenierungen, dem Lösen von Problemen, die in der Realität und im Alltag der Bürger ebenso wenig existieren, wie die Feinde, die man so engagiert bekämpft,

Sowohl der allgegenwärtige Kampf gegen rechts als auch die Rettung des Klimas und des Planeten sind nichts weiter als billige Inszenierungen, die die Bürger beschäftigen und – wie bei einem Zaubertrick – vom wahren Geschehen ablenken sollen. Wir werden geradezu verpflichtet, uns an dieser Schmierenkomödie zu beteiligen, zumal sowohl der Kampf gegen rechts als auch der gegen CO2 längst zur Staaträson geworden ist. Bei diesem Schaukampf braucht man nichts zu riskieren, weder sein Leben noch seine Bequemlichkeit, sondern sammelt durch Unterordnung und blinden Gehorsam im inoffiziellen Sozialkreditsystem kräftig Pluspunkte in Form von sozialer, medialer und staatlicher Anerkennung. Diese von oben und von den Opportunisten eingeforderte Zurschaustellung von Haltung und Hypermoral ist reine Gesinnungsethik, genannt Virtue Signalling. Zudem ist es für viele Menschen zu einem einträglichen Geschäftsmodell geworden.

Der Kampf gegen rechts blüht in der hysterischen Gesellschaft deshalb, weil er völlig ungefährlich ist – im Gegensatz zum islamischen Faschismus. Windräder werden auch nicht massenhaft errichtet, damit die globale Durchschnittstemperatur in 20 Jahren um ein paar Zehntelgrad weniger steigt, sie dienen der Herrscherklasse vor allem dazu, ihre Macht weit sichtbar zu präsentieren, so wie das auch die ansonsten funktionslosen Kirchtürme und Minarette tun.

Es geht mehr um Schein als um Sein. So endet das öffentlichkeitswirksame Engagement für die LGBT-Community in der Sekunde, wo Schwule, Lesben oder Transen von zugewanderten Muslimen attackiert und misshandelt werden, was in immer mehr Stadtvierteln zum Alltag wird. Mit der unschönen Realität will ein Hysteriker nicht belästigt werden, er will sich seine Inszenierung durch sie nicht kaputtmachen lassen. Das gilt insbesondere für die Drehbuchautoren und Regisseure dieser Tragikomödie, die Journalisten, Experten und Politiker.

Wer in diesem Stück, dieser Posse nicht mitspielt, keine Rolle als Klimaretter, Nazi-Jäger, Social-Warrior, woker Moralapostel, Feminist, Trump-Hasser oder Islamistenversteher übernehmen möchte, wird umgehend ins Lager der Antagonisten, der Hasser, Hetzer, Rechten, Schwurbler, Alu-Hüte etc. verbannt. So oder so, man ist – ob man will oder nicht – Teil dieser hysterischen Inszenierung, man kann sich ihr nicht entziehen. Dass in einer hysterischen Gesellschaft bestimmte Gefühle, wie etwa Hass oder Wut, zu einem Straftatbestand werden, ist nur konsequent, ebenso wie es guten und schlechten Hass gibt. Hass auf Hetzer, Rechte und Schwurbler ist nicht nur straffrei, sondern wird von den Bürgern regelrecht eingemahnt.

In diesem Buch gehen elf Autoren aus Wissenschaft und Journalismus der Hysterie als rezentem gesellschaftlichem Phänomen auf den Grund. Unter ihnen befinden sich auch Experten, die sich mit Hysterie bzw. Histrionik im engeren, im psychologischen, psychotherapeutischen Sinn auseinandersetzen, wie Rotraud A. Perner und Daniel Witzeling. Die anderen Autoren fassen den Begriff weiter, so wie er von der Allgemeinheit verstanden und gebraucht wird, so wie Lothar Höbelt und David Engels mit ihrem historischen und gesellschaftskritischen Zugang. Ronald F. Schwarzer und Daniel Führing beleuchten das Thema aus religiöser, Andreas Tögel und Michael Brückner aus politischer und wirtschaftlicher Perspektive.

Entstanden ist ein Band, der einen neuen Blick sowohl auf die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen unserer sich im Umbruch respektive Niedergang befindlichen Gesellschaft als auch die Folgen und Reaktionen auf ebendiese Entwicklungen wirft. Das Buch trägt viel zum Verständnis dessen bei, warum unsere westliche Gesellschaft sich in einer tiefen Krise befindet und wie sie und ihre Individuen auf diesen Niedergang reagieren. Die Autoren wollen mit ihren Texten neue Gedankenanstöße und Ansätze liefern, die es wert wären, weiter verfolgt zu werden.

Werner Reichel (Hg.)

Die hysterische Gesellschaft – Wenn der letzte Vorhang fällt

Frank&Frei, 2025

230 Seiten, € 22,00

Erhältlich im gut sortierten Buchhandel und im Frank&Frei-Onlineshop

Inhalt:

David Engels: Einleitung – Aufstieg und Fall einer entgrenzten Moderne

Rotraud A. Perner: Das Tun des Einen ist das Tun des Anderen – Wie der Mangel an Achtung die Gesellschaft vergiftet

Lothar Höbelt: Hysterie: Wahnsinn oder Methode?

Werner Reichel: Die Nazi-Hysterie – Wer fürchtet sich vorm braunen Mann?

Daniel Witzeling: Gesprengte Ketten – Normopathie und Hysterie als Pfad in die neurotisierte Gesellschaft

Andreas Mölzer: Die infantile Gesellschaft

Michael Brückner: Von hysterischen Verbrauchern und opportunistischen Marketingchefs

Ronald F. Schwarzer: Hysterie & Angst

Andreas Tögel: Kollektive Hysterien – Was dahintersteckt

Daniel Führing: Der Regenbogen und das Antichristentum

Markus Goritschnig: #MeToo und die hysterische Komponente: Ernste Ursachen – aber falsche Ziele.

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