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#allesdichtmachen: Vom Star zum Nazi in 60 Sekunden

Jan Josef Liefers, Ulrich Tukur und 51 weitere Schauspieler haben getan, was in einer Demokratie selbstverständlich sein sollte. Was Lehrer, Journalisten und Politiker in ihren Sonntagsreden gerne einfordern: seine Meinung kundtun, Dinge hinterfragen, Stellung beziehen.

Die Reaktionen auf #allesdichtmachen, auf die regierungskritischen Videos mehrere deutschsprachiger Schauspieler zeigen, in welchem Zustand sich unsere Demokratie befindet. In der Corona-Ära – die vermutlich das Virus überdauern wird – ist alles anders. Jetzt gehören Angst, Meinungskonformismus und Untertanentum zu den ersten Bürgerpflichten. Vor allem die Linken und die Alten marschieren stramm im Corona-Gleichschritt. Umso hysterischer sind die Reaktionen, wenn jemand aus ihren eigenen Reihen ausschert. Das schafft Verunsicherung, sorgt für Unruhe.

Wer den Mund aufmacht, wer es wagt, die „alternativlose“ Corona-Linie des politmedialen Establishments zu kritisieren oder satirisch zu kommentieren, wird zum Staatsfeind, Faschisten und Lebensgefährder. Die Reaktionen auf die Videos sind eine demokratiepolitische Standortbestimmung, zeigen, wie richtig die Schauspieler mit ihrer Kritik liegen. Die getroffenen Hunde bellen in diesem Fall nicht nur, sie beißen. Dass einige Schauspieler der Mut verlassen hat, sie ihre Videos wieder zurückgezogen und sich entschuldigt haben, sollte man ihnen nicht übelnehmen. Sie waren von der Wucht, der ihnen entgegenschlagenden Hass-Welle völlig überrascht. Eine kritische Bemerkung, schon ist die jahrelang aufgebaute Karriere und die bürgerliche Existenz gefährdet. Vom Star zum Nazi in 60 Sekunden.

Der digitale, linke Meinungs-Mob bedroht und beschimpft die Schauspieler, es hagelt Morddrohungen, erste Feindeslisten kursieren, und der WDR-Rundfunkrat und SPD-Politiker Garrelt Duin fordert ein Berufsverbot für die Schauspieler. Duin hat ausgesprochen, was nun – ohne es so zu nennen – umgesetzt werden wird: Die dissidenten Schauspieler, vor allem jene, die trotz des gewaltigen Druckes noch nicht Abbitte geleistet, ihre Corona-Häresie noch nicht bereut haben, werden künftig nur noch wenige Rollenangebote bekommen, werden durch systemkompatible Mimen ersetzt. Selbst der Publikumsliebling Jan Josef Liefers wurde vom WDR „einbestellt“, um „den Sachverhalt zu klären“. Wenn eine legitime Meinung zum „Sachverhalt“ wird, sollten bei jedem Demokraten die Alarmglocken läuten.

Wenn ein Staatskünstler – und Schauspieler sind in unseren Breiten de facto immer Staatskünstler – aus der staatstragenden, sprich systemerhaltenden Rolle fällt, sind seine Privilegien, seine Reputation und sein Status schneller weg, als er Meinungsfreiheit buchstabieren kann. Die Reaktionen auf die #allesdichtmachen-Aktion zeigen, wo wir Bürger stehen, welchen Stellenwert Meinungsfreiheit, Demokratie und Grundrechte im Europa das Jahres 2021 noch haben. Und es hat sich bewahrheitet, was politische Schönwetterkapitäne gerne von der Brücke herab verkünden: Wenn das Volk nicht um seine Rechte und Freiheiten kämpft, hat es bald keine mehr.

Deshalb ist entscheidend, was aus dieser Aktion entsteht. Verläuft sie im Sand, wird an den beteiligten Schauspielern ein Exempel statuiert, verschwinden sie in der Versenkung, wäre das ein Sieg für die Feinde der Freiheit. Der Umbau in ein postdemokratisches bzw. autoritäre System würde noch schneller vorangetrieben. Die Fronten wären geklärt, das Widerstandspotential ausgelotet. Vielleicht findet der ein oder andere Künstlerkollege, Journalist oder „Influencer“ den Mut, sich gegen diese unguten Entwicklungen aufzulehnen. Jetzt könnten sie endlich beweisen, dass ihr zur Schau gestellter Mut, ihre Widerständigkeit und Courage mehr sind als nur Posen und Maulheldentum.

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